Wie ich Anfang Februar bei einem Neujahrsempfang vom Wirtschaftsminister Thüringens Herrn Uwe Höhn erfuhr, fehlen dem Freistaat in ca. 10 Jahren rund 280 000 Fachkräfte! Eine unvorstellbar hohe Zahl.
Welche ‘Pflicht’ erwächst uns nun aber daraus, diesem ‘Trend’ entgegenzuwirken? “Nur so weiter machen, es wird schon wieder werden!” Nein, ich denke, da ist heute schon mehr drin!
Nun bin ich kein Politiker, aber ich sehe einen großen Teil der Verantwortung, dem Fachkräftemangel in gewisser Weise vorzubeugen, in den Unternehmen selbst. Gerade weil es uns zurzeit doch ‘sehr gut’ geht, ist eben jetzt verstärkt daran zu denken, die Weichen in den Betrieben etwas anders zu stellen. Nicht nur auf die Politik warten und so weitermachen die bisher, sondern selbst umdenken, anders vorangehen und Mut zu beweisen, das Bild des ‘Mitarbeiters’ im produzierendem Unternehmen nachhaltig zu verändern.
Wie sollten Chef’s nun auf den Fachkräftemangel im Unternehmen reagieren?
Der Fachkräftemangel ist in aller Munde, und es werden diverse Gründe und “Schuldige” benannt. Was immer hier zutreffend sein mag; es ist vor allen Dingen wichtig, als Chef oder Teamverantwortlicher mit diesem Problem positiv und zielgerichtet umzugehen.
Der Fachkräftemangel hat viele Ursachen
Diese Ursachen haben auch mit unserem Bildungssystem zu tun. Es bleibt häufig nach Beendigung der Schulzeit eine Art Halbbildung bei den Jugendlichen zurück, und dies führt dazu, dass viele Bewerber auf Lehrstellen abgewiesen werden müssen, da sie nicht einmal elementare Kenntnisse aufweisen können. Ein weiterer Grund für den Fachkräftemangel ist ein demographischer. Es verlassen aktuell die Jahrgänge die Schule, die nicht als geburtenstark zu bezeichnen sind. Dennoch stellt sich angesichts der wieder erstarkten Wirtschaft mit Tendenz nach oben natürlich jedem Chef die Frage, wie er die richtigen Mitarbeiter gewinnt, die in einer verbesserten Konjunktur schnell und kompetent arbeiten.
Selbst gegen den Fachkräftemangel aktiv werden
Wenn man feststellt, dass die Mitarbeiter nicht fähig sind, anspruchsvolle Tätigkeiten selbständig auszuführen, nützt es wenig, zu lamentieren und nur die bösen, minder-qualifizierten Mitarbeiter zu schelten. In jedem Mitarbeiter, der sich etwas ungeschickt anstellt und wenig Eigeninitiative entwickelt, steckt so etwas wie ein Rohdiamant. Das Sprichwort, dass Hans das nicht mehr lernt, was Hänschen zu lernen verpasst hat, gilt heute nicht mehr. Aber das Prinzip, dass Menschen an ihren Aufgaben wachsen, gilt umso mehr. Darum sollte ein Chef, der in die Zukunft gerichtet denkt, gezielt etwas in die Bildung und Fortbildung der vorhandenen Belegschaft stecken, also mehr in die Personalentwicklung investieren! Ein passendes Bild für das ‘Umdenken: Stellen Sie sich die aktuellen Arbeiter als Facharbeiter vor! Denn die Schule dient heute schon lange nicht mehr als Startrampe für das Berufsleben; das muss das Berufsleben dann schon selbst bewerkstelligen.
Fortbildungen anbieten, Teams mischen, für Dynamik sorgen
Die Verhältnisse vergangener Zeiten, bei denen eine Struktur, also zum Beispiel eine Firma, fast Betonformen hatte, sind vorbei. Wenn man aus einem Fachkräftemangel etwa Positives machen möchte, sollte man ihn ganz schlicht umdeuten. Der Mangel von heute ist die Fülle von morgen, so könnte eine Parole lauten. Aus einem noch recht ungeschickten Azubi eine Fachkraft zu erschaffen und diese dann auch noch so zu motivieren, dass sie der Firma lange Jahre treu bleibt, ist eine hohe Kunst, die sich aber buchstäblich auszahlt.
Gute, qualifizierte Mitarbeiter liefern gute Arbeit ab! … das muss man sich am besten auf den Spiegel kleben und es jeden Tag in Form verschiedener Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel auch beherzigen und umsetzen. Die Einstellung ‘Doof geboren’ gilt eben heute nicht mehr, sondern nicht angemessen gefördert, und das lässt sich gezielt nachholen.
Wenn alles ausgeschöpft ist: Den Fachkräftemangel aus dem Ausland decken?
Natürlich gibt es nicht ‘den einen Königsweg‘, um den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen. Das hängt sehr von der Branche ab und der Infrastruktur, wo das Unternehmen seinen Sitz hat. Deshalb lohnt es sich aber schon, mal über die Grenzen des Landes zu sehen. Da es ja eine Reihe sehr guter Fachleute in den Nachbarländern gibt, sollte man auch ein wenig “aus der nationalen Box” heraus denken und sich überlegen, auch Nichtdeutsche gegen den Fachkräftemangel einzustellen, in die man natürlich auch wieder erst investieren muss. Sprachkurse wären hier zu nennen, ein Plus an informellen Situationen herzustellen, so dass die ausländischen Fachkräfte nicht nur sprachlich schnell integriert werden können. Die Konjunktur soll ja weiter nach oben gehen… und wer sich nicht jetzt schon auf richtig gutes Personal in ausreichender Zahl einstellt, kann schnell ins Hintertreffen geraten. Umdenken, weiter denken, sich auch im Visionieren üben, und sich vor allen Dingen immer auch ein “Mehr” an Wissen für seine Mitarbeiter vorstellen, dies sind kleine aber wesentliche Schritte, die ganz sicher Früchte tragen werden.